Chronik der Gemeinde Langenmosen - Langfassung

Langenmosen ist eine der bedeutensten und ältesten Ursiedlungen im Umland von Schrobenhausen. Fast alle vor- und frühgeschichtlichen Epochen, von der Steinzeit bis zu den Merowingern (5. – 8. Jahrhundert), haben sich in zahllosen Bodenfunden verewigt. Das agilolfingische Mosa war Mittelpunkt einer Urpfarrei, eines Gerichtsbezirkes und einer Gmain. Mosa – eine der früheren Bezeichnungen Langenmosens - hatte einst zehn Siedlungen. Sandizell im Süden und östlich reichte es bis nach Königslachen. An die abgegangenen sieben Siedlungen erinnern heute nur noch einzelne Flurnamen. Die frühbajuwarischen Reihengräber auf Moosberg – „Fibet“ am Totenberg von Winkelhausen und am Staindlgarten-Höhenberg sind die sichersten Zeugnisse für Langenmosens Frühbesiedlung von 550 bis 650.

 

Auf der „Fibet“ ostwärts der „Mulin in dem Graben“ (Grabmühle) hielt sich ein befestigter Sitz bis ins 14. Jahrhundert. Zwischen Wirt, Angerbauer, Schmied und Franzn von Winkelhausen war der älteste Maierhof von Winkelhausen. Sein Reihengräber-Friedhof am „Totenbergl“ wurde vermutlich schon im 9. oder 10. Jahrhundert aufgegeben, als die Begräbnisse der Winkelhausener in Mosen selbst stattfinden konnten.

 

Der Zehnten von Mosen wurde von Herzog Arnulph dem Neuburger Benediktinerinnenkloster im Jahre 896 geschenkt, weil seine Tochter Judith Gisela, die Witwe des Herzogs Heinrich von Bayern den Schleier genommen hatte. Im Unterdorf ist im Schutz der Burgfestung Purgeck innerhalb von vier Jahrhunderten eine starke Siedlung herangewachsen, die der reiche und angesehene Graf Perchtold (1045 bis 1112) mit Stolz seine „Civitas“ nannte. Diese Burg stand im gleichschenkligen Dreieck zwischen Burgstraße, Schulgasse und Von-Mergenthal-Straße. Da hier zu dieser Zeit auch die Kirche stand (beim Benesixt Hs.Nr. 32), die Schule unweit davon in der jetzigen Schulgasse (beim Schuhfuchs Hs.Nr. 34), der Schmied gegenüber der Kirche (beim Schmied Hs.Nr. 26 ½) und das Wirtshaus an der Von-Mergenthal-Str. (beim Wintermichl Hs-Nr. 42) darf man annehmen, dass der Ortskern sich früher im Unteren Dorf befunden hat. Außer Mosen schenkte Graf Perchtold all seinen Besitz dem Kloster Scheyern, da Mosen damals bereits einen geistlichen Grundherrn hatte: Der Mosener Amt- und Widemhof gehörte seit 916 auch dem Neuburger Benediktinerkloster. Das damalige Kaiserehepaar Heinrich und Kunigunde schenkten im Jahre 1007 dem adligen Frauenkloster in Neuburg die Grundherrschaft über das Reichsterritorium Sandizell Nord mit Malzhausen, Purgau und weiteren Höfen in Mosen und Winkelhausen.

 

Malzhausen und Winkelhausen dürften, soweit die Siedlungen in der Niederung "im Anger" in Frage kommen, im frühen Mittelalter zusammengehangen haben einschließlich des ehemaligen Edelsitzes Stegen. Denn Winkelhausen ist über 1240 zurück (Winchelhvsen) nicht mehr beurkundet. Malzhausen dagegen mit einem Herrenhof und rentablen Wirtschaftsgründen erscheint innerhalb der Reichsgrafschaft Hörzhausen im Besitz des Reichsministerialen Ritters Gotfried im 12. Jahrhundert wiederholt, bald als Madelshusen, bald als Madeleshusin und später als Malchusin und Mallshvsen. Ein Grundherr Namens Madalhard oder Madalcoz des 8. oder 9. Jahrhunderts wird dem einst wohlhabendem Dörfchen den Namen gegeben haben. Dieser hat seinen dortigen freien Erbbesitz dem Freisinger Bischof Atto (783-811) geschenkt. Im 12. und 13. Jahrhundert kennen die Indersdorfer Klosterschreiber nur mehr ein Madeleshusin und die herzoglichen Gerichts- und Kastenschreiber ein Helpfrichsriede. Aufgrund der folgenden Kriege wurden immer mehr Einödbauern zur Aufgabe ihrer Einzelhöfe gezwungen, sie mussten unter dem Schutz eines Herrensitzes zusammenrücken, so blieb nur das Dorf Malteshausen mit dem Sitz Stegenhof, alle anderen Siedlungen wie Helfertsried, Osterkreut und der Nachbarsitz Purgau sind im 14. und 15. Jahrhundert eingegangen.

 

Der erste schriftlich erwähnte Pfarrherr war Ans dominus Werner, plebanus (Priester des Volkes) de Mosen im Jahre 1287. Unter ihm wurde 1290 die erste Kirche im oberen Dorf errichtet. Als 2. nachweisbarer Pfarrer ist Perchtold der Püchler von Neuburg verzeichnet (ca. 1350 – 1383), der 1354 am Sankt-Moritz-Tag (22.September) den Grundstein zum heute noch stehenden Kirchturm im oberen Dorf legte. Der Kirchturm steht auf den Fundamenten eines römischen Wachturms, der vor 2000 Jahren ein Vorposten des Kastells zu Neuburg war. Auch ging zur Römerzeit die große sogenannte Alt- oder Hochstraße am südlichen Ende von Langenmosen vorbei, sie führte von Wien kommend über Regensburg und Ingolstadt über den Burgstall bei Grimolzhausen nach Augsburg.

 

Karte von Langenmosen um 1300

 

Kriegsgräuel suchten schon 1364 das damals so abgelegene Mosen heim. Die damalige Burg Oberarnbach am östlichen Rand des unbesiedelten und versumpften Donaumooses war eine mächtige Schutzanlage, dessen Vögte über den ganzen „Gei“ gesetzt waren, dazu gehörten die Dörfer Mosen, Berg im Gau, Edelshausen, Brunnen und die dazugehörigen kleineren Ortschaften. Die kaisertreuen Vögte Ulrich und Paulus von Oberarnbach wurden durch den Wittelsbacher Herzog Stephan II von Niederbayern-Oberbayern ins Visier genommen. Nach sechswöchiger Belagerung rückte viel Kriegsvolk gegen die Burg vor. Durch die kalte Witterung war das sumpfige Moos gefroren, die Belagerer konnten von allen Seiten angreifen und die Burg untergraben. In der Christnacht des Jahres 1364 und dem 1.Weihnachtsfeiertag kam das traurige Ende der Verteidiger, die „Arnbacher Mordweihnacht“. Die Eroberung und anschließende Sprengung der Burg überlebten nur wenige, anschließend ließ der Herzog durch seinen Hauptmann den Ritter Hiltpolt von Stein den Landstrich zwischen dem Donaumoos und dem Hagenauer Forst verheeren. Pfarrer Perchtold von Mosen (1360-1390), der fast einzige Überlebende kritzelte in ein altes, pergamentenes Mosener Meßbuch: „... haben die Herzoglichen im Gäu angegriffen und Mosen geplündert, auch Malzhausen und Linden zerstört und im ganzen Gäu geprennet. Also daß ze Mosen mehr nit denn der Pfarrhof verblieben.“, er schreibt weiter, dass Gott nur ihn von dieser schrecklichen Not gerettet hat, damit er der Nachwelt die Kunde davon vermeldet. Damit war für den ganzen Gau und besonders für Mosen das wirtschaftliche Leben unterbrochen. Als man wieder an den Aufbau ging, da gab es keine Einödbauern mehr, keine Einzelhöfe, keine Burgsitze, keine großen Edelmannsgüter. Vom Hill-Eck am Höhenberg bis zur Grabmühle reihte man, dem Dorfsträßl entlang, Hofstatt an Hofstatt, zu Winkelhausen ebenso. So entstand das lange Dorf neben dem neu zum Turm gebauten Langhaus der Kirche St. Andreas, und schon vor Ende des 14. Jahrhunderts lesen wir in Überlieferungen von „Lang- oder Langnmosen“. Ritter Jörg der Sandizeller nützte damals die Situation aus, und konnte einen Teil von Malzhausen seiner Hofmark angliedern. Im Streit darum, die Dorfgmain wieder dem Pfleggericht Schrobenhausen einzuverleiben, ging man sogar bis ans kaiserliche Kammergericht in Speyer.

 

Der damalige Bewirtschafter des „Purzlerhofes“ war der gefürchtete „Paurn-Kunig“ von Malzhausen, der den Zehent für die Sandizeller Hofmarksherrschaft eintrieb und unnachsichtig die Scharwerker befehligte. Im Winter wurde im Sandizeller Zehentstadel zu Langenmosen das Zehentgetreide gedroschen, hier war die Scharwerksarbeit für die „Armleut“ von Malzhausen besonders erdrückend. Ausgleichende Gerechtigkeit übten sie, indem die einwendigen Taschen ihrer Pluderhosen mit Traid gefüllt wurden und sie dies mit heimnahmen. In Malzhausen blieben jedoch blutige Bauernrevolten wie in Berg im Gau aus, da die Grundherrschaft der Klöster im Gegensatz zu den adligen Hofmarksherrschaften relativ mild war.

 

Zur Pfarrei Langenmosen gehörten im späten Mittelalter folgende Orte: Madeleshusin (Malzhausen), Grabmühle, Winkelhausen, Sandizell mit Gollinkreut, Greuthof und Ödhof (ab 1685 selbständige Pfarrei), Halsbach (ab 1869 nach Hörzhausen), Weixelbaumerhof von Linden (vor 1672 nach Edelshausen), Mantelberg (ab 1843 nach Schrobenhausen), Steingriff, Chunislach (Königslachen 8 Anwesen westliche Seite) und Högenau (die letzten 3 gehörten ab 1848 nach Schrobenhausen).

 

Von 1450 bis 1499 war der gebürtige Langenmosener Johannes Widmann Pfarrherr, unter ihm wurde neben der Kirche 1490 die Nikolauskapelle erbaut, 1780 baute man die Kapelle zur Sakristei um. 1583 bis 1626 wurde die Pfarrei gar von einem evangelischen Pfarrer, Wolfgang Sumer geleitet, da der damalige Landesfürst, Pfalzgraf Ottheinrich 1542 auf den evangelischen Glauben wechselte. Dessen jüngster Sohn war Kaplan, der Älteste war Dorfbäck, eine Tochter war in einem Mosener Bauernhof verheiratet, eine andere in Brunnen, und eine dritte wurde Grabmühlerin.

 

Pfalzgraf Ottheinrich, der protestantisch gewordene Herr von Neuburg zog die Besitzungen des Benediktinerinnenklosters Neuburg an sich, und verkaufte den Amthof von Mosen Pfingsten 1556 um 7700 Gulden an Hannsen den Sandizeller, ab diesem Jahr zinsten die Bauern an die von Sandizell. Damit wurde Langenmosens alter Amthof Teil der Sandizeller Hofmark, das Dorf blieb aber trotzdem eine der größten landgerichtlichen Gemeinden.

 

Obwohl die Bauernschaft dem herzoglichen Pfleggericht Schrobenhausen unterstand, erhielt die Gemeinde unter dem Herzog Ludwig dem Strengen (1253-1294) verbriefte Vorrechte, die sich bis ins 19. Jahrhundert erhalten hatten. Darunter fiel das Langenmosener Dorfgericht, auch Herbstrecht genannt. Es bestand bereits seit dem 10. Jahrhundert, und wurde 1481 vom Herzog Georg dem Reichen in der Landshuter Judica schriftlich bestätigt. Er schreibt unter anderem: "Das Gericht ze Mosen, das gehet gein Galgenlachen und gen Stockau und gein Durschenhover Furt und gen Sün, auf die Pruck und gen Khrumplach und hünz dem Puttenreichs Perige und hünz dem Geyersperg und hünz der Schwaderin (Swadreins Mul), gen den Mantelperg und gen Sandizell, hinter der Lindten zu dem Furt ... Und ist, daß einer den andern beklagen will, der sull eine Meile Wegs bey scheinender Sunnen um einen Fürsprech gehen ... und sull ein jedlicher Richter oder Vogt, der das ehelich Recht besetzen will, den geschworenen Gerichtsschreiber mit ihm bringen, der das geschworen Landpuech hab und einen Knecht ...“. Dreimal im Jahr, auf Lichtmeß, im Mai und im Herbst wurde es bis ins 18. Jahrhundert jedes Jahr abgehalten, dabei wurden alle Dorfstreitigkeiten geschlichtet, bestraft und gesühnt, alle Dorfanliegen besprochen und beraten. Abgehalten wurde das Herbstrecht in der alten Ehtafern zu Mosen, dem ehemaligen Stöcklwirt (Hs-Nr. 111), hier war das Dorfgefängnis, das Gewölb, der Markt, die Schranne und der öffentliche Versammlungsort für die ganze Gmain.

 

Der dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 brachte wiederum viel Leid für die Mosener Bürger. Als 1632 die Schweden unter Gustav Adolf von München kommend über Augsburg nach Nürnberg dem Feldherrn Wallenstein entgegenzogen, verwüsteten sie jedes Dorf, durch das sie kamen. Mosen wurde niedergebrannt, nur der Funkhof (Hs-Nr. 31) blieb stehen. Die Mosener selber flüchteten vor den Schweden ins sumpfige Moos. Am Laich, dem Waldstück bei Ludwigsmoos versteckten sie sich lange Zeit vor den Schweden, die im Moos versanken, da sie die Schleichwege der Einheimischen nicht kannten. Wie aus den Pfarrbüchern hervorgeht, wurden in den folgenden Jahren auch Kinder in diesem Versteck geboren, jedoch starben große Teile der Bevölkerung durch Hunger, Plünderung und Krankheit.

 

Im spanischen Erbfolgekrieg von 1701 – 1714 zogen spanische Truppen durch den Hagenauer Forst, den sie zum großen Teil anzündeten. Dieser durch das Freisinger Kloster urkundlich bereits im 9. Jahrhundert erwähnte "Königsforst", so wurde er auch genannt, bestand früher größtenteils aus Buchen und Eichenbäumen. Im Jahre 1704 bauten die Truppen von Prinz Eugen von Savoyen und dem Herzog von Marlborough ihr Heerlager im Hagenauer Forst, es folgte danach die berühmte Schlacht bei Höchstadt am 13.8.1704.

 

Die französische Schreckensherrschaft unter Napoleon I hatte für unser Dorf katastrophale Auswirkungen, so plünderten am 27. August 1796 Franzosen in ganz Langenmosen, in diesem Jahr begann man auch mit der Besiedelung des Donaumooses. In den darauffolgenden Kriegen von 1805 – 1815 mussten auch Langenmosener dem 30.000 Mann starken bayrischen Heer zur Unterstützung Napoleons dienen. Am Ende waren 24 Gefallene und Vermißte aus der Gemeinde zu beklagen.

 

Ab 1692 gingen die Langenmosener bereits zum Wahlfahrten auf den Kalvarienberg nach Pobenhausen, dieser Bittgang wird auch jetzt noch jedes Jahr am Pfingstmontag abgehalten. Im Jahre 1780 wurde mit der Erbauung der jetzigen Pfarrkirche unter dem Pfarrer Heinrich Obeser (geb. 1745, 1772-75 Pfarrer in Sandizell, von 1775-1805 in Langenmosen) begonnen, bereits 4 Jahre vorher baute er einen neuen Pfarrhof und ließ das alte nur 1-stöckige Pfarrhaus abreißen. Er wurde auch der „Vandale“ genannt, da er die schöne alte Kirche abreißen ließ, und sie nüchtern und nötig umbaute. Das gotische Chorgestühl aus Eichenholz, der wertvolle Choraltar und vieles andere ist verschwunden. Obermayrs Nachfolger, Franz Cajetan Ritter von Schmied (Pfarrer von 1805 bis 1822) kaufte die Orgel und die Reliquien der hl. Placida von der Schrobenhausener Franziskanerkirche, er war auch Distriktschulinspektor des Bezirks Schrobenhausen. Der Kirchturm war damals noch um 20 Schuh höher und hatte einen gotischen Giebel. Nachdem er 1817 eine verdächtige Neigung auf das Benefiziatenhaus bekam, wurde er auf die heutige Höhe von 41,30 mtr. gekürzt und mit einer Pyramidenspitze ausgestattet, von den Einheimischen „Birksen-„ oder „Binsenkappe“ genannt. Pfarrer Adolph Utz geb. 1820 in Buttenwiesen war von 1858 bis zu seinem Tod im Jahr 1889 Pfarrherr in Langenmosen, unter seiner Dienstzeit erhielt der Kirchturm 1864 seine jetztige Form.

 

1798 wurde der ca. 1200 Tagwerk große Gemeinde- oder Stiftungswald in der Naba an die Langenmosener Bauern aufgeteilt, dieser Wald soll angeblich von den 3 saligen Fräulein Kunigund, Adelheid und Elisabeth von Mergenthal im 15. Jahrhundert an die Gemeinde gestiftet worden sein, er hieß deshalb auch „Jungfrauenholz“. Der Pfarrer Adolf Utz schrieb darüber vor 150 Jahren: „Beinahe jedes Haus besitzt bei uns eigenen Holzteile, ursprünglich 10 Tagwerk, jetzt 5 ½ ... Dieses bis 1803/1806 gemeinsam genutzte Gemeindeholz ... stammt von drei Wohltäterinnen der Gemeinde. Aber keine Urkunde kündet, wo diese lebten und wo ihre Gebeine ruhen.“ Die Verehrung der „Drei Saligen Ainbeth, Worbeth und Filbet“ war im Mosener Amt weit verbreitet: Der Moossaum bei der Grabmühle, auf dem wahrscheinlich eine Burg stand, heißt heute noch „in der Fibet“, wahrscheinlich herrührend von einem alten Kapellchen zu Ehren der drei Saligen.
Der erste schriftlich im Pfarrbuch erwähnte Lehrer war Martin Schreiber, tätig von 1588-1591. Von mindestens 1580 an bis 1853 war das Schulhaus eine strohgedeckte Hütte neben der Kirche. In dieser wurde von Allerheiligen bis Ostern, also nur im Winter Schule gehalten, dabei mussten die Kinder aus den entlegenen Orten weit über 2 Stunden täglich marschieren. Schon damals gab es in der Gemeinde einen erprobten „teutschen Schulmaister“. Bis zu 130 Schüler aus Langenmosen, Winkelhausen, Malzhausen, Högenau, Königslachen, Steingriff und Mantelberg drängten sich damals in die größte Landschule im ganzen Schrobenhausener Landgericht. Da der Lehrer zu damaliger Zeit noch zusätzlich eine Landwirtschaft betrieb, bediente er sich seiner Schulkinder, die einen Teil ihrer Schulzeit mit Füttern und Häckselschneiden zubrachten. Die hygienischen Zustände und die Platznot in diesem Schulhaus wurden aber von einigen Pfarrherrn als katastrophal bezeichnet. Besserung trat erst im Jahr der Frankfurter Nationalversammlung 1848 ein, als der gräflich Sandizellsche Zehentstadel (erbaut 1556) am westlichen Ortsausgang von Langenmosen wegen der gesetzlichen Auflösung des Zehents nicht mehr benötigt, von der Gemeinde gekauft und zum Schulhaus umgebaut wurde.

 

Der Pfarrer Adolph Utz (1820 – 1889) war lange Jahre Ortsgeistlicher von Langenmosen, er hinterließ als aufrichtiger Chronist umfangreiche heimatgeschichtliche Aufzeichnungen, so schrieb er unter anderem: „Wäre nur das Volk geistlich, wie es sein soll! Die Kirche wird an Sonn- und Festtagen immer leerer. Die Wirtshäuser aber sind Tag und Nacht voll besetzt. Die Hausväter sind Schlafhauben oder Saufbrüder. Die Weiber sind der Hoffart ergeben, die Mädchen der Leichtfertigkeit, die Burschen der Liederlichkeit und die Kinder ohne Zucht und Gehorsam“ aber auch viel positives wusste er zu berichten: „Durch Zehntausende von Kot-, Dünger- und Schuttfuhren haben sie saure Mooswiesmahder in ertragreiche Gründe verwandelt. Im Winter gleicht unser Dorf einem großen Bienenkorb, der von ab- und zugehenden Erdfuhren wimmelt, welche die Mooskulturen vorantreiben. Im Traidbau ist noch die Dreifelderwirtschaft üblich. Es wird viel Brein, Hanf und Flachs gebaut.“

 

Am 3. Februar 1892 wurde von 25 Männern der Langenmosener Darlehenskassenverein (die spätere Raiffeisenkasse) gegründet, Vorstandsvorsitzender war Pfarrer Adolph Utz, bei dem damals im Pfarrhaus auch sämtliche Geldgeschäfte abgewickelt wurden.

 

Die Postagentur wurde 1895 am 1. Juni in Langenmosen beim Badereibesitzer und späteren Bürgermeister Haas eröffnet, die feierlich geschmückte Postkutsche fuhr das erste mal durch Langenmosen. Anfang des Jahrhunderts lebten in Langenmosen bereits über 1000 Einwohner, es war nach Schrobenhausen mit 3100 Einwohnern die größte Gemeinde im Altlandkreis Schrobenhausen. Bis zum Jahre 1900 war in Langenmosen eine Gendarmeriestation beim Schorrer (Hs-Nr. 94) untergebracht, die dann nach Sandizell verlegt wurde.

 

In den 1. Weltkrieg von 1914-18 mussten 158 Männer aus Langenmosen, 31 aus Winkelhausen und 35 aus Malzhausen ziehen. Am Ende waren insgesamt 41 Gefallene und Vermißte zu beklagen.

 

Im Mai 1924 hielt das elektrische Licht in Langenmosen und Malzhausen Einzug, Winkelhausen folgte kurz darauf. Die Grabmühle hatte bereits 1904 elektrischen Strom durch das eigene Wasserkraftwerk an der Ach. Zur Gemeinde gehörten 1939 ca. 6240 Tagwerk Grund, damals lebten 1029 Bürger in Langenmosen.
Pfarrer Hundseder war von 1882 bis 1894 als Vikar tätig, bis 1932 wirkte er als verdienter Pfarrherr in der Gemeinde, als 71-jähriger ging er ins Altenheim St. Georg nach Schrobenhausen. Er wurde am 16.11.1932 von unzähligen Radfahrern, 42 Reitern und Kutschen nach Schrobenhausen begleitet, wo man sogleich den neuen Pfarrer Ignaz Singer (geb. 17.2.1903 in Westendorf, gest. 1979 in Schrobenhausen) abholte, der vorher 2 Jahre in Schrobenhausen vikarierte.

 

Nach der Machtergreifung der NSDAP 1933 wurde in Langenmosen im Hs-Nr. 5 ein Hitlerjugendheim untergebracht, auch sonst veränderte sich in dieser Zeit viel in der Gemeinde, so wurden alle Vereine aufgelöst bzw. gleichgeschaltet. Unser damaliger Pfarrer Ignaz Singer hat 1942 die zwei alten Kirchturmglocken aus dem Jahre 1699 vor der Einschmelzung durch die Nationalsozialisten retten können. Mit dem Glockengießer Oberascher, der die 2 anderen Glocken 1922 gegossen hatte, gab er ein Gutachten ab, dass die alten Glocken als zu silberhaltig beschrieb und somit für die Rüstung unbrauchbar sind. Die Oberascherglocken wurden im Februar 1942 abgehängt und eingeschmolzen, die alten Glocken blieben jedoch hängen. So konnte man in Langenmosen – fast einzigartig in ganz Bayern - mit 2 Glocken läuten, auf allen anderen Kirchtürmen durfte nur die kleinste Glocke verbleiben.

 

Gerade in Langenmosen hinterließ der II. Weltkrieg nachhaltige Spuren. Waren es ab 1943 die gewaltigen Bomberverbände der Alliierten, die den Landkreis überflogen und große Städte bombardierten, so kündigte sich das Ende des II. Weltkrieges im Altlandkreis Schrobenhausen im April 1945 an, als große Mengen an zurückflutenden Teilen der Dt. Wehrmacht von Neuburg kommend durch Langenmosen flüchteten, auch versteckten sich große Einheiten im Hagenauer Forst. Am 24. April erfolgte ein Fliegerangriff auf das Paraxol-Werk (Hiag) in der Hagenau mit Brandbomben, 1 Tag später traf eine Artilleriegranate der Amerikaner das Angermeir-Anwesen (Hs-Nr. 15) in Langenmosen. Im Pfarrhaus war das Hauptquartier der Panzergrenadierdivision „Reichsführer SS“ mit Generalleutnant Simon untergebracht, von hier erfolgte die Koordination für die Verteidigung der Donaufront. Aus dem Hagenauer Forst schießen die versteckten Deutschen Geschützbatterien Richtung Donau, in der Nacht vor dem 27.April erfolgt jedoch der Rückzug Richtung München. Am Morgen des 27. Aprils nahm das Verhängnis seinen Verlauf, als um 7.00 Uhr aus der Burgstraße ein US-Aufklärer beschossen wird. Wenige Stunden später so gegen 10.15 Uhr griffen 8 US-Jagdbomber die Ortschaft mit Maschinengewehren, Splitter- und Phosphorbomben an. Innerhalb weniger Minuten waren 33 Anwesen ganz oder teilweise in Schutt und Asche gelegt und 6 Tote zu beklagen, ein weiterer Fliegerangriff auf die restlichen im Hagenauer Forst versteckten Deutschen Einheiten und auf die Stadt Schrobenhausen fand am selben Tag statt. Am Abend flüchten die letzten Wehrmachtsangehörigen durch das brennende Langenmosen in Richtung Schrobenhausen. Am Samstag vormittag rückten die ersten Shermann-Panzer von Klingsmoos kommend durch Langenmosen vor, hierbei bekam der Kirchturm durchs Zifferblatt der Uhr noch einen Durchschuss verpasst. Unendliche Kolonnen der Amerikaner rückten nach Schrobenhausen vor, wo sie Gut Weil in Brand schießen, weil hier SS-Soldaten noch Widerstand leisten. Damit war auch in Langenmosen ein dunkles Kapitel der Geschichte beendet, in dem insgesamt 78 Tote und Vermisste Männer der Gemeinde zu beklagen waren.

 

Alle noch bewohnbaren Gebäude waren nach dem II. Weltkrieg durch Flüchtlinge überbewohnt, die Gemeinde hatte damals den größten Bevölkerungsstand von immerhin 1519 Einwohnern, 20 Jahre später waren es 350 Personen weniger. Von diesen 1519 Einwohnern waren nur 997 Einheimische, der Rest Evakuierte und Vertriebene, die überwiegend aus dem Sudetenland kamen. Notdürftig und unter schwierigen Verhältnissen wurden die abgebrannten Gebäude teilweise mit Steinen der gesprengten Festung Ingolstadt wieder aufgebaut.
Von 1949 bis 1956 wurde die Flurbereinigung vollzogen, aus über 4500 Grundstücken die damals noch 224 landwirtschaftliche Betriebe bewirtschafteten, entstanden 800 flurbereinigte Flächen. Die damalige Gemeindefläche von 2083 ha enthielt 1071 ha Ackerland, 656 ha Wiesen, 230 ha Wald und 126 ha Hofflächen, Wege und sonstige Flächen.

 

Unsere Pfarrkirche "Sankt Andreas"

Grossansicht in neuem Fenster: Pfarrkirche Sankt Andreas in LangenmosenBereits 1950 konnte man wieder zwei neue Glocken in den Kirchturm hängen. Der Kanal wurde 1961/62 gebaut, die Hauptstraße konnte 1963 geteert werden und ab 1968 wurden die alten Hausnummern durch Straßennamen ersetzt. Im Jahre 1971 ging die vollbiologische Kläranlage in Betrieb. Der katholische Kindergarten "St.Placida" konnte 1978 seiner Bestimmung übergeben werden, 1985 wurde das Schulgebäude um 2 Klassenzimmer und einen Turnraum erweitert.





Die 1997 renovierte Alte Schule

Grossansicht in neuem Fenster: Alte Schule in LangenmosenDie jetzige Gemeindestruktur ist noch nicht so alt, so wurde am 1. April 1972 die bis dahin kleinste selbständige Gemeinde Bayerns, Malzhausen mit ca. 150 Einwohnern nach Langenmosen eingemeindet. Malzhausen war ab dem 21.12.1843 selbständige Gemeinde, davor gehörte es zu Sandizell. Am 1. Januar 1977 wurde die Einöde Grabmühle von der damals noch selbständigen Gemeinde Ludwigsmoos aus- und nach Langenmosen eingegliedert, Der vorher zu Langenmosen gehörende Ortsteil Ludwigsmoos wurde an die neugebildete Donaumoosgemeinde Königsmoos abgegeben. Seit dem 1. Mai 1978 gehört die Gemeinde neben Berg im Gau, Brunnen, Gachenbach und Waidhofen zur Verwaltungsgemeinschaft Schrobenhausen.

 

Quellennachweis: Kreisheimatpflege des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen